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Wechseljahre: Gibt es ein Revival der Hormontherapie?

Ob wir voller Energie sind, problemlos ein- oder durchschlafen und eine jugendlich straffe Haut haben, das hängt nicht allein von unserem Lebensstil ab. Auch die Hormone spielen dabei eine wichtige Rolle. Eine einheitliche Meinung dazu, wer, wann und wie lange Hormone während der Wechseljahre nehmen sollte gibt es aber bis heute nicht. Wir haben dazu ausgewiesene Experten wie den Endokrinologen Professor Johannes Huber und die Gynäkologin Dr. Sheila de Liz befragt.

Früher, genauer gesagt bis zum Jahr 2002, schien alles ganz einfach: Rollte die erste Hitzewelle während der Wechseljahre über einen hinweg ging man zum Arzt und holte sich Hormone per Rezept. Die sogenannte Hormonersatztherapie, auch HET oder HRT (Hormon Replacement Therapy) genannt, war quasi das Wundermittel gegen alle klimakterischen Beschwerden in den Wechseljahren und sollte außerdem für pralle Haut und schöne Haare sorgen.

Studie über Wechseljahre sorgt für Verunsicherung

Im Jahr 2002 dann die Ernüchterung: immer mehr Ärzte warnten vor der Hormonersatzherapie während der Wechseljahre. Ausgelöst wurde die Diskussion durch die bis dato größte Hormonersatztherapie – Studie der Women’s Health Initiative (WHI) aus den USA mit mehr als 161 000 Teilnehmerinnen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat man z.B. angenommen, dass das relative Risiko für Herzinfarkte durch Hormonsubstitution sinkt, laut Studie sei aber das Gegenteil der Fall. Bei einer Langzeiteinnahme von zehn Jahren würde laut WHI außerdem die Wahrscheinlichkeit steigen, an Brustkrebs zu erkranken. Kein Wunder also, dass Ärzte und Betroffene mehr als verunsichert waren.

Heute sieht die Lage anders aus: Die Hormonersatztherapie während der Wechseljahre erlebt quasi ein Revival. Aktuelle Studien und neue Auswertungen der alten WHI-Daten haben die HET rehabilitiert. So wurden beispielsweise in der Studie vor allem Frauen mit hohem gesundheitlichem Risiko untersucht und alle Frauen erhielten das gleiche Präparat in einer relativ hohen Dosierung. Eine Pille die zudem in Europa  kaum verwendet wurde.

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„In der modernen Hormonersatztherapie werden die Hormongaben immer individuell angepasst und man verschreibt schon lange keine Einheitspillen mehr“, postuliert der Wiener Endokrinologe Professor Johannes Huber. Auch die Gynäkologin mit Praxis in Wiesbaden und Buchautorin Sheila de Liz bemerkt: „Heute käme wohl kein Arzt mehr auf die Idee während der Wechseljahre, automatisch allen Frauen einen Hormonersatz nach dem Gießkannen-Prinzip zu verabreichen.“

Hormonersatztherapie: individuell und flexibel

Sie empfiehlt vielmehr gezielte Therapien, die sich an den Beschwerden und Blutwerten in den Wechseljahren orientieren. Ziel sei dabei immer, die natürliche Situation im Körper wiederherzustellen. „Deshalb ist eine regelmäßige hormonelle Begleitung und Überwachung so wichtig. Denn der Hormonbedarf ist auch durch unseren Lebensstil definiert. In Stressphasen stellt sich die hormonelle Situation anders dar, als in entspannten Zeiten.“

Foto: Anna Shvets/Pexels

Am 16.11.20 können Sie erfahren, wie sicher eine Hormonersatztherapie heute ist.

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