Schöne, wohlgeformte Brüste sind für viele Frauen ein Traum, manchmal hängt davon sogar ihr Selbstbewusstsein ab. Kein Wunder also, dass Brustoperationen auch im letzten Jahr wieder einmal unangefochtene Spitzenreiter unter den ästhetisch-chirurgischen Eingriffen waren. Ein Gespräch mit dem Plastischen Chirurgen Dr. Christian Lenz aus München über moderne Brustimplantate und sichere OP-Techniken für Brustvergrößerungen.
Addiert man die Meldungen der Implantathersteller, haben bis zu 50.000 Frauen im vergangenen Jahr in Deutschland mithilfe von Silikon ihrem Dekolleté auf die Sprünge geholfen. Viele Frauen sind nach dem Skandal um PIP-Implantate allerdings verunsichert. Aufklärung und kritisches Hinterfragen sind wichtiger denn je!
Sind Silikonkissen bei einer Brustoperation eigentlich immer das Mittel der Wahl?
„Wenn es um eine Brustvergrößerung geht, ist das Einsetzen von Implantaten nach wie vor die am häufigsten durchgeführte Operationstechnik.“
Was gibt es für unterschiedliche Implantate?
„Es gibt eine unendlich große Palette an Implantaten. Grob gesagt gibt es Silikongel- und Kochsalzimplantate. Heute ist allerdings die Verwendung von Silikonimplantaten der allgemeine Standard.“
Spätestens nach dem Skandal um die mangelhaften französischen PIP-Implantate sind die Patientinnen unsicher geworden. Was sagen Sie einer Patientin, die Angst hat?
„Es gibt inzwischen eine Vielzahl von wirklich sicheren Implantaten, zum Beispiel Silikonimplantate mit einer besonders resistenten Oberflächenstruktur und einer Barrieretechnologie. Die sorgt dafür, dass eine blau gefärbte Sperrschicht das Austreten von Silikon in den Körper minimiert und sich aufgrund ihrer Einfärbung im Fall eines Durchbruchs zu hundert Prozent auf Schäden kontrollieren lässt. Ich persönlich verwende sehr gern sogenannte Monoblock-Implantate. Die bestehen aus einem Silikonblock, ein Auslaufen ist dadurch so gut wie unmöglich.“
Was gibt es sonst für Unterschiede bei den Silikonkissen?
„Es gibt mikro- und makrotextorierte Implantate. Ich nutze bevorzugt die Makrotextorierten. Sie wachsen hinter dem Brustmuskel ein wie ein Klettverschluss, wodurch kein unangenehmes Fremdkörpergefühl entsteht, wann man sich bewegt. Durch den festen Sitz kommt es außerdem sehr selten zu Asymmetrien, wogegen die mikrotextorierten Implantate meiner Erfahrung nach eher verrutschen.“
Welche Rolle spielt das Beratungsgespräch in Ihrer Praxis?
„Der erste Gespräch ist extrem wichtig und ich nehme mir dafür viel Zeit. Es geht schließlich um sehr intime und persönliche Wünsche. Wie groß sollen die Brüste werden? Welche Brustform passt am besten zu der Gesamtfigur? Mit welchem Verfahren, mit welcher Art der Brustoperation erzielen wir das gewünschte Ergebnis? Und schließlich ist auch die Aufklärung über mögliche Risiken ganz wichtig.“
Besonders gefürchtet ist die Kapselfibrose? Wodurch kann sie entstehen?
„Selbst ein hochwertiges und perfekt implantiertes Silikonkissen wird vom Körper in manchen Fällen als Störfaktor empfinden. Bis zu zehn Prozent der Patientinnen entwickeln nach einer Brustoperation eine Kapselfibrose: Der Körper wehrt sich gegen das Implantat, ummantelt es nach und nach mit einer Hülle aus Bindegewebe – mit der Folge, dass es wieder entfernt werden muss.“
Was kann man dagegen tun?
„Eine Kapselfibrose entsteht vor allem auch dann, wenn rund um das Implantat ein Bluterguss nach der Operation entsteht. In dem Fall wird der Bluterguss zwar auch abgebaut, aber ein kleiner Rest verbleibt, wie ein „Film“ auf dem Implantat. Dieser „Film“ kann dann zu einer flächigen Narbe führen, die das gesamte Implantat umhüllt. So ist der Grundstein für eine Kapselfibrose gelegt. Ein erfahrener plastischer Chirurg, der häufig Brustvergrößerungen durchführt, kennt den genauen Verlauf der muskulären Strukturen und Blutgefäße. Dadurch ist eine Brustvergrößerung ohne jeglichen Blutverlust oder Bluterguss möglich. Die Wahl des Operateurs sollte also auf jemanden fallen, der sich hauptsächlich mit diesem Thema auseinandersetzt. So kann die Gefahr einer Kapselfibrose und anderer Risiken auf ein Minimum reduziert werden.
Müssen Implantate eigentlich nach zehn Jahren wieder ausgetauscht werden?
„Das war früher tatsächlich der Fall. Die modernen, innovativen Silikonkissen werden praktisch nicht mehr ausgetauscht. Vorausgesetzt, sie wurden professionell von einem darauf spezialisierten Facharzt implantiert.“
Wie viele Brustvergrößerungen haben Sie persönlich schon durchgeführt?
So genau kann ich das nicht sagen. In den letzten 20 Jahren, waren es etwa 250 Brustvergrößerungen pro Jahr. Mahl etwas weniger, mal etwas mehr.
Was sind die größten Risiken und Nebenwirkungen?
„Da sind neben der beschriebenen Kapselfibrose zunächst einmal die üblichen chirurgischen Komplikationen zu nennen wie Blutungen, Blutergüsse, Thrombosegefahr, Infektionen und Wundheilungsstörungen. Bei schlechter Implantat-Qualität müssen potenzielle Implantat-Trägerinnen außerdem bedenken, dass eventuell nach Jahren ein Austausch notwendig sein könnte.“
Was kostet eine Brustvergrößerung mit Implantaten?
„Die Kosten einer Brustvergrößerung liegen in meiner Praxis zwischen 5.200 und 5.800 Euro, je nach Implantatwahl und anatomischen Voraussetzungen.
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