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Beauty-Rules: warum sich Frauen schön machen

Liebling, wie siehst du denn aus? Ja, ich möchte gut aussehen. Nicht nur für mich, sondern auch für meinen Mann. Bin ich deshalb ein böses, böses und dummes, dummes Weibchen, das es nur darauf anlegt, den selbstherrlichen, sexistischen Männern zu gefallen?

Ich hätte jetzt schreiben können: “blondes Weibchen”, aber das wäre gelogen – ich gehe alle zwei Monate zum Friseur. Ganz, ganz viele hellblonde Strähnchen machen lassen. Und ja, es gab Zeiten, da hätte ich nicht mal im ungeschminkten Zustand den Müll runtergebracht. Das war während der Pubertät, das entschuldigt mich hoffentlich. Später gab es auch mal Erlebnisse, in denen sich die Frage “Mein Gott, wenn er mich morgen früh mit verschmierter Wimperntusche sieht?” nicht stellte. Man hat sich schon vor Morgengrauen klammheimlich verabschiedet.

Diese wechselvollen Zeiten waren mit dem Beginn der monate- und jahrelangen Beziehungen dann vorbei. Trotzdem gab es ein paar Beauty-Rules, die für mich nicht zur Diskussion standen. “Nie, nie, nie wird mich (m)ein Mann mit einer Maske im Gesicht sehen!”, war ich mir mit meiner besten Freundin einig. Und: “Das fehlt gerade noch, dass er sieht, wie ich mir die Cellulite-Creme einmassiere.”

Wie gesagt, ja, ich will für meinen Mann gut aussehen – wie ich das zustande bringe, geht ihn nichts an. Bis ich dann herausfand, wie anstrengend das auf Dauer ist: Ich muss mich zum Beispiel minimum 20 Minuten im Badezimmer einsperren, um meine Anti-Aging-Schlamm-Maske einwirken zu lassen, bis sie zerbröselt wie alter Beton. Aber das kann ich natürlich nicht sagen. Weil mein Mann an der Tür rütteln und sagen würde: “Du brauchst doch keine Maske. Du gefällst mir auch so. Komm, mach auf, ich lieb dich auch mit Maske im Gesicht.” Kann ja sein, aber ich will seine Gefühle nicht auf die Probe stellen. Also erfinde ich eine Ausrede: “Huch!!! Ich hab wohl aus Versehen abgeschlossen. Entschuldige, Schatz. Aber jetzt habe ich mir gerade die Nägel lackiert und kann die Tür nicht aufschließen.”

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Beauty-Rules im eigenen Bad

10 Jahre war die Badezimmertür bei uns zu Hause für kürzere oder längere Zeit verschlossen, wenn ich Reparaturarbeiten zu erledigen hatten. Inzwischen weiß mein Mann, wie ich mit einer abbröckelnden Heilerde-Maske im Gesicht und einer schmierigen Olivenöl-Packung im Haar aussehe. Wie ich mich in der Dusche abstütze und taumelnd versuche, das Gleichgewicht zu halten, während ich mit dem Einmal-Rasierer erst das rechte und dann das linke Bein von den Härchen befreie. “Du erinnerst mich irgendwie an einen betrunkenen Flamingo”, hat mein Mann beim ersten Mal gesagt. Er steht heute manchmal hinter mir, wenn ich mit einem blödsinnig verzogenen Gesicht vor dem Vergrößerungsspiegel stehe, um mit der Wimpernzange die Wimpern in Form zu bringen und dabei nicht das Unterlid einzuklemmen. “Frauen sind doch merkwürdige Wesen”, findet er, stellt mir meinen Tee hin und geht zurück in die Küche.

Ich will immer noch gut aussehen, für mich. Und ich möchte, dass mein Mann mich hübsch findet. Wenn es geht, würde es mich auch freuen, wenn der eine oder andere Mann draußen in der Welt der Meinung ist, dass ich gut aussehe. Doch seit ich meine Einsamkeits-Nummer im Badezimmer aufgegeben habe, weiß ich, dass mein Mann mich auch mit müdem Teint, trockenen Haaren und Beinen, an denen es manchmal piekst, liebt. Und auch mit Gesichtsmaske, Haarpackung und Einmal-Rasierer in der Hand. Und die anderen Männer sehen mich ja nicht und die geht das alles auch gar nichts an.

PS: Den Müll bringt seit langem mein Mann runter. Ich brauche morgens länger, um gut auszusehen.

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Text: Conny Eyssen

Foto: Brooke Cagle, Unsplash.com

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