Viele, vor allem junge Frauen, haben ein negativeres Bild von sich als ihre Umwelt. Fachleute nennen dieses Phänomen Dysmorphobie. Was hat das mit Selfies zu tun?
Das Bild vom eigenen Körper hat oft nichts mit der Realität zu tun. Vor allem die sozialen Medien wie Instagram und Facebook verschärfen den Blick auf die eigene Optik. Hat die Ästhetische Medizin Lösungen?
Man kennt es von Magersüchtigen: Das eigene Spiegelbild entfernt sich immer weiter von dem Bild, das sich Außenstehenden zeigt. Magersüchtige sehen Fett, wo andere nur noch Haut und Knochen wahrnehmen. Doch es gibt noch andere Facetten solcher Eigenwahrnehmungsstörungen, von Spezialisten Dysmorphobie genannt. Oft geht es um Details, etwa dass das Hautbild subjektiv als katastrophal empfunden wird, objektiv aber durchschnittlich ist. Ebenso kommen verzerrte Bilder der eigenen Nase, des Gesichts, des Busens oder der Beine häufig vor. Die sozialen Medien und Selfies verstärken den Druck!
Durch Selfies mehr OP’s
Die Folge: Immer mehr Menschen legen sich unters Messer, damit sie auf Instagram oder Facebook besser aussehen. Das bestätigt auch die Plastische Chirurgin Dr. Caroline Kim, bei Ihrem Vortrag zum Thema Anti-Aging 3-D. Vor allem Nasen-OP’s sind in den USA auf dem Vormarsch. Amerikanische Wissenschaftler haben einen Grund dafür herausgefunden: Nasen wirken auf Selfies bis zu 30 Prozent größer.
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt dazu der Plastische Chirurg Dr. Jens Baetge, der die hohe Kunst der Nasen-OP’s beherrscht: „Es gibt definitiv einen Zusammenhang zwischen der Verbreitung von Fotos und der Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen. Der Druck, einem uniformen Schönheitsideal zu entsprechen, ist durch die sozialen Medien gestiegen.“ Wenn jemand immer, wenn er in den Spiegel schaut oder Bilder von sich sieht leidet, so könne eine OP die Lösung sein.
Nasen-OP wegen Selfie
Doch nicht jeder, der zu Dr. Baetge in die Nürnberger Klinik kommt wird auch operiert. Er legt sehr großen Wert auf eine intensive Beratung, in der es vor allem darum geht, über den invasiven Eingriff aufzuklären: die Fraktur, das Öffnen der Nase und den Heilungsprozess, der bis zu einem Jahr dauern kann. Damit wird klar, dass eine Nasen-OP kein Kinderspiel ist. „Auch wenn ich selbst die Nase eines Patienten als schön empfinde, rate ich von einer Operation ab“, so der Plastische Chirurg.
Oft sind Menschen, die unter einer Dysmorphobie leiden aber auch beim Psychotherapeuten gut aufgehoben. Sie können die Krankheit gut behandeln und nutzen dazu vor allem kognitive Verhaltens- und Körperbildtherapien. Wie viele Menschen betroffen sind, ist Definitionssache: Es gibt Forscher, die schon das reflexhafte Kontrollieren des eigenen Aussehens in jeder Fensterscheibe als Zeichen für Dysmorphobie sehen. Fest steht jedoch: Das Phänomen kommt leider immer häufiger vor und die Betroffenen werden immer jünger.
Foto: Elijah-O-Donell/Unsplash